Organistationen wie stopclickbait.org wollen dem Klickfang auf sozialen Medien ein Ende bereiten. Das kann nicht die Lösung sein.
von Julia Anton
„Das #StopClickBait Netzwerk ist dazu da, den Inhalt der Artikel zu enthüllen- wir klicken für Euch, damit Ihr es nicht müsst“, schreiben die Initiatoren auf ihrer Facebook-Seite. User können ihnen dann Facebook-Posts schicken, bei denen Clickbait betrieben wird, als man erst auf den geposteten Link klicken muss, um die versprochene Nachricht zu lesen. Ha! Welch ein Schnippchen!
Als angehende Journalistin sage ich: ein Affront. Wenn sich jemand die Arbeit macht, eine Geschichte zu recherchieren, sich um ein exklusives Interview bemüht oder Hintergrundinformationen zusammenstellt, kann er auch darüber entscheiden, auf welcher Plattform der Artikel erscheint. Das muss, völlig zu Recht, nicht Facebook sein. Denn mit Facebook-Likes lässt sich keine Miete bezahlen. Mit einem Klick auf eine Nachrichtenseite und der dort angebotenen Werbung und gegebenenfalls einer Paywall dagegen schon. Eine gute Geschichte muss diesen Klick wert sein.
Wo wir auch schon beim springenden Punkt wären. Die angepriesene Geschichte muss eben das sein, nämlich gut. Leider kommt es aber viel zu häufig vor, dass man als Nutzer in die Irre geführt wird, um Klicks zu generieren. Ein Beispiel ist dieser Post von der Gala: Nehmen wir es, ganz im Sinne von stopclickbait.org, vorweg: Es ist nicht Kate, die wieder schwanger ist, auch wenn das Bild es suggiert. Die glückliche ist Zara Philipps, Enkelin der Queen, entweder links oder rechts zu sehen, ganz sicher bin ich mir nicht. Kate, in der Mitte, die vermutlich (und den Kommentaren zufolge) die meisten Gala-Leser interessiert, ist es jedenfalls nicht. Hier wurden die Leser, man kann es nicht anders sagen, verarscht.
Das nervt und frustiert mindestens genauso sehr wie lange Ladezeiten, wenn man denn schon zu einem Klick herabgelassen hat, und der sich zunehmend verbreitende Satzbaukasten. Eine Auswahl:
Klar, diese Floskeln verbreiten sich deshalb so rasant in jeder Facebook-Timeline, weil sie abstruserweise funktionieren. Würde keiner mehr klicken, würde die Taktik geändert – in der Zwischenzeit aber ruft man so Seiten wie stopclickbait.org aufs Programm, die nicht unterscheiden, ob die Geschichte, die sie enthüllen, gut oder schlecht ist. Ob sich Journalismus über Facebook finanzieren kann.
Dabei muss Clickbait nicht verschwinden. Clickbait muss besser werden. Denn ich bin davon überzeugt: mindestens genuso gut, wenn nicht besser funktionieren würden abwechslungsreich gestaltete Überschriften, treffende Teaser und mobile Seiten, die schneller laden. Dann macht es dem Leser nämlich nichts mehr aus zu klicken, im besten Fall wird er sogar mit einem besonders gelungen Stück belohnt.
Mein persönlicher Favorit sind auf Facebook immer irgendwelche 10 Dinge die und dann der Zusatz: „Punkt Nr 6 hätte ich NIEMALS gedacht“ 😄 in der Zwischenzeit klicke ich diese Sachen gar nicht mehr an.
Und ich gebe dir recht: klickbait an sich ist ist nicht schlimm – jeder, der Leser anlocken möchte, muss einen Titel wählen, der neugierig macht. Und wirklich gut gelungen ist ein Titel dann, wenn er neugierig macht und trotzdem nichts falsches verspricht. Es wäre also wünschenswert, dass es weiter spannende Titel gibt- aber dann eben auch den Inhalt dahinter.
Liebe Grüße! 😊
Und Punkt Nummer 6 ist meistens der Langweiligste! Schön, dass du das genauso siehst – das spornt an, es später selbst so umsetzen :) viele Grüße!