Frühlingsgefühle in München. In einer Zeit mit so viel Sonnenschein, Hofflohmärkten und ersten Biergartenabenden verspüren selbst Anti-Gärtner wie ich den Wunsch, auf dem Balkon einige Kräuter oder Blumen zu pflanzen. Unterstützung aus der Medienlandschaft? Sehr durchwachsen!
Von Antonia Brunet
Ein Besuch im Buchladen letzte Woche hat die Gärtnerbegeisterung in mir geweckt: Überall liegen Bücher mit vielversprechenden Titeln wie „Mein kreativer Stadtbalkon“ oder „Veranda Junkies – Urban Gardening auf Balkon und Terrasse“ – und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als sofort kleine Pflänzchen, Blumenerde und eine Schaufel zu kaufen und loszulegen. Der Haken: Ich habe keinen blassen Schimmer vom Gärtner-Einmaleins. Abhilfe schaffen soll jetzt eine pfiffige Zeitschrift, denn wer braucht schon gleich ein ganzes Buch?!
Da junge Menschen mittlerweile die spießigen Hobbies für sich neu entdeckt haben (Kochen & Backen, Stricken oder die Lust aufs Land), gibt es sicher auch dafür ein stylisch aufgemachtes Magazin. Denke ich und gehe in den Zeitschriftenladen meines Vertrauens. Vor den Regalen werde ich dann von der bitteren Realität eingeholt, denn lediglich drei Zeitschriften beschäftigen sich mit meinem zukünftigen Kompetenzbereich: GartenFlora, kraut & rüben sowie Mein schöner Garten. Sie versuchen mit so wohlklingenden Artikeln wie „Pflanze niemals vor der kalten Sophie“, „Der ganz normale Tulpenwahnsinn“ oder „Kuckuck – wo steckst Du?“ zu überzeugen. Jetzt fällt mir wieder ein, dass ich diese Zeitschriften schon oft bei meiner Mama und Oma auf dem Couchtisch habe liegen sehen – das konservative Layout sowie die thematische Aufmachung scheinen sich auch eher an Leser über 50 zu richten. Es ist nicht so wild, gewagt und innovativ wie ich mir meinen zukünftigen Balkon vorstelle.
Da versuche ich mein Glück wohl lieber in der weiten Welt des Internets. Und siehe da, hier tun sich genau die Schmankerl auf, von denen ich geträumt habe: Das Garten Fräulein Silvia erzählt von ihrer Gärtnerei auf dem Balkon und im eigenen Garten – mit saisonal passenden Tipps zum Blumenzwiebeln einsetzen, Gänseblümchensirup selbst herstellen oder dem winterfest Machen der Pflanzen. Das alles mit wunderschönen Fotos und einem puristischen Design der Seite!
Eher im Stil eines hochwertigen Lifestyle Magazins ist Ein Schweizer Garten aufgemacht. Dort kann man einer Schweizer Familie beim Begrünen ihres riesigen Gartens zusehen. Wunderschön anzusehen und tolle Do-It-Yourself Ideen – für mich sind ein Wildbienenhotel oder ein selbst gemachter halbhoher Weidenzaun jedoch noch Zukunftsmusik, das übersteigt meine Fähigkeiten und meinen Platz gewaltig.
Meine absolute Lieblingsseite ist Der kleine Horrorgarten. Anja aus Köln schreibt ganz zauberhafte Blogposts zu allem, was mein Gärtnerherz begehrt: Es gibt eine „Top Five Tomatenliste“ oder eine ausführliche Anleitung zum Tulpen Pflanzen und neben dem Ernteticker auch noch die Horrorküche: Hier finden sich die passenden Rezepte zum selbst geernteten Obst und Gemüse. Das alles ist so liebevoll beschrieben (ja, auch für mich als Anfängerin!), dass ich sofort losgärtnern möchte.
Mein Fazit: Obwohl Urban Gardening eigentlich schon seit einigen Jahren in aller Munde ist, besteht bei den Zeitschriften noch großer Nachholbedarf. Auch in der (deutschen) Blogosphäre tut man sich noch nicht so leicht, tolle, zum Thema passende Blogs zu finden wie beispielsweise im Bereich Mode oder Food. Mir haben die Inspirationen aus dem Internet sowie der familiäre Erfahrungsschatz jedoch trotzdem geholfen – es sprießen bereits die ersten Salatköpfe und Erdbeeren!