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Darf der überhaupt kritisieren?

Gleichschaltung der Leitmedien, Lügenpresse, manipulative Berichterstattung: nach der Themenreihe „Medienethik“ im BR ist das Thema nun auch im Hörsaal angekommen. Kabarettist Claus von Wagner stellte sich gemeinsam mit „Die-Anstalt“-Kollege Dietrich Krauß 800 Studierenden und ihren Fragen.

Von Julia Anton

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Keine Frage blieb unbeantwortet. „Die Anstalt“ läuft immer dienstags, 22:15 im ZDF.

Eigentlich widmet sich das Kabarett ja der Politik, „Die Anstalt“ übte in der Vergangenheit jedoch auch vermehrt Kritik an der deutschen Medienlandschaft. „Da klafft eine Lücke in der Medienkritik“, stellt von Wagner fest. „Satire ist super – solange sie sich nicht gegen die Journalisten selbst richtet.“ Dabei sind diese gerade im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise verstärkt kritisiert worden, wie auch eine NDR-Studie zeigt: gerade mal ein Drittel der Befragten gab an, Vertrauen in die Berichterstattung zu haben.

Seit Charlie Hebdo gilt neuerdings die Gleichung: Medienkritiker = Terrorist. Es werde viel zu viel Zeit mit der Frage verschwendet, ob ein Kritiker ernst zu nehmen sei, statt sich mit dem Inhalt der Kritik auseinander zu setzen, so die Referenten. Dadurch könne sich natürlich nichts verändern. Der Journalismus leide aber vor allem an den Budgetkürzungen, die gründliche Recherche-Arbeit zu teuer werden lassen, und dem Gefühl vieler Journalisten, die landeseigene Politik vor dem Ausland verteidigen zu müssen.

Der Erfolg von Kabarett-Sendungen wie „Die Anstalt“ begründe sich hingegen in der Erzählweise der Geschichten: „Oft fragen sich die Leute, woher wir unsere Infos haben. Wir haben keinen eigenen Geheimdienst, der für uns recherchiert – wie arbeiten nur neu auf, was vorher in der Presse untergegangen ist, spitzen zu und emotionalisieren.“ Vor allem für die ausführliche Beschäftigung mit Themen wie Griechenland erhält die Sendung viel Lob. „Wir machen eben nicht nur 1:30, sondern dehnen ein Thema gern auch auf die ganze Sendezeit aus.“ Möglich macht’s – wer hätte das erwartet – das ZDF. „Mich über bestimmte Sachen aufregen kann ich jetzt für Geld machen“, sagt Krauß. Der Sender lasse ihnen freie Hand, nach den Wünschen von Werbekunden müsse man sich auch nicht richten.

Was sie sich von den Journalisten wünschen? „Nichts, dann können wir ja in der Sendung nicht mehr über sie schimpfen…“ Eigentlich nur das, was alle wollen. Dass richtig recherchiert wird, Quellen geprüft werden und nicht andauernd die gleichen Fehler passieren. Vielleicht sogar grenzübergreifender Journalismus. Und natürlich Rezipienten, die bereit sind, für guten Journalismus zu bezahlen. „Interessiert euch für ein Thema“, gibt Krauß den Studenten abschließend mit auf den Weg. „Dann wird die Arbeit von alleine gut.“

Eingeladen hatte die Fachschaft Kommunikationswissenschaft der LMU im Rahmen der Veranstaltungsreihe „KW-Abseits“. Wegen der vielen Zusagen musste sogar ein größerer Raum gebucht werden.

Über Julia Anton

22, 55. Lehrredaktion an der DJS/LMU.

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